StartseiteBildung

Die vier Säulen des Lernens

Seit Mitte der 1950er Jahre versucht die Kognitionswissenschaft zu verstehen, wie das menschliche Gehirn Wissen erwirbt, nutzt und weitergibt. Stanislas Dehaene, Professor am Collège de France, ist ein herausragender Vertreter dieser Disziplin.

Als Kognitionspsychologe und Neurowissenschaftler hat er die Hauptfaktoren für erfolgreiches Lernen hervorgehoben: Aufmerksamkeit, aktive Beteiligung, Feedback und Festigung. Diese vier grundlegenden Elemente nennt er die „vier Säulen des Lernens“.

Die erste Säule: Aufmerksamkeit

Man kann nichts lernen, ohne aufmerksam zu sein auf das, was gelernt werden soll. Laut Dehaene ist dies die wichtigste Voraussetzung für erfolgreiches Lernen. In der Praxis bedeutet das, dass Lehrkräfte zunächst die Aufmerksamkeit der Lernenden auf sich ziehen müssen, indem sie zum Beispiel Fragen stellen oder die Tonlage ihrer Stimme anpassen.

Das ist jedoch nicht alles: Es ist ebenso wichtig, hervorzuheben, worauf die Lernenden achten sollen, indem die wichtigsten Informationen priorisiert oder wiederholt werden. Aufmerksamkeit ist schließlich selektiv: Sie funktioniert wie ein Filter, der einige Informationen herausgreift und andere durchlässt.

Noch nicht überzeugt? Machen Sie die folgenden selektiven Aufmerksamkeitstests, indem Sie die Anzahl der Pässe zählen, die die Basketballspieler in diesem Video machen, und herausfinden, wer in diesem Fall den Mord begangen hat.

Die zweite Säule: Aktive Beteiligung

Wer sich neue Informationen merken möchte, für den reicht passives Zuhören nicht aus. Besser ist es, sich selbst Fragen zu stellen, über mögliche Hypothesen nachzudenken oder Experimente durchzuführen, um das Gelernte vollständig zu verstehen.

Laut Stanislas Dehaene fördert nichts das Einprägen neuen Wissens ins Gehirn und ins Gedächtnis mehr als genau dieser intellektuelle Kampf.

Die dritte Säule: Feedback

Wer sagt, dass man keine Fehler machen sollte? Bestimmt nicht Stanislas Dehaene! Im Gegenteil, er ist davon überzeugt, dass Fehler machen von Vorteil sein kann – vorausgesetzt, man versteht, was sie verursacht hat. Deshalb ist Feedback so wichtig: Es ermöglicht der lernenden Person, den Fehler zu überwinden und zu korrigieren, sofern sie sich sicher und ermutigt fühlt und nicht kritisiert oder verspottet wird.

Obwohl dies keine neue Entdeckung ist, beleuchtet Professor Dehaene den Prozess, der im Gehirn abläuft: Die lernende Person stellt eine Vorhersage auf, der Fehler führt zu einer Diskrepanz zwischen dieser Vorhersage und der Realität, und daraus ergibt sich eine neue Vorhersage. Diese aufeinanderfolgenden Anpassungen fördern den Lernprozess.

Für Trainer: Testen Sie diese Vorlage, um sicherzustellen, dass Ihr Feedback am Ende der Schulung möglichst wirkungsvoll ist:

Die vierte Säule: Festigung

Neue Informationen zu speichern oder neue Kompetenzen zu erwerben ist nur der erste Schritt: Dieses Wissen muss gefestigt werden, damit es dauerhaft bleibt und nahezu automatisch, also fast unbewusst, angewendet werden kann.

Ob beim Zählen, beim flüssigen Lesen oder beim Autofahrenlernen – das Gehirn muss die Mechanismen hinter dem jeweiligen Lernprozess viele Male wiederholen, bis es wirklich beherrscht wird. Professor Dehaene merkt zudem an, dass Schlaf hierbei eine wesentliche Rolle spielt.

Mit der Zeit lässt die Anstrengung nach und wird zur Routine, was im Gehirn wiederum Kapazitäten für neue Lern- und Handlungsfelder schafft!

Weitere Informationen zu diesem Thema:

Hier finden Sie die Kurse von Stanislas Dehaene am Collège de France.

Autor*in

Wooclap

Das Wooclap Team

Gestalten Sie das Lernen toll & effektiv

Erhalten Sie das Beste von Wooclap

Eine Zusammenfassung der neuen Produktentwicklungen und aktuellen Inhalte, die einmal im Monat in Ihrer Mailbox erscheint.